Recherchen zu Nazistrukturen aus Hannover und der Region

Lagebild extrem rechte Aktivitäten 2021 in Hannover und der Region

Das vollständige Lagebild steht zum Download zur Verfügung:

Auch für das Jahr 2021 veröffentlichen wir wieder ein Lagebild zu extrem rechten Aktivitäten und Vorfällen in Hannover und der Region. Mit Hilfe dieses Lagebildes sollen lokale Schwerpunkte sichtbar gemacht werden, Kontinuitäten aufgezeigt werden und die Existenz extrem rechter Strukturen und die damit einhergehenden Gefahren aufgezeigt werden. Nachdem wir 2020 unser erstes Lagebild veröffentlicht haben, lassen sich dieses Jahr erste, vorsichtige Vergleiche anstellen und abweichende sowie identische Entwicklungen aufzeigen. Sowohl die gemeldeten Vorfälle als auch die Teilnehmenden an extrem rechten Veranstaltungen und Aufmärschen sind dabei zum Vorjahr nochmals deutlich angestiegen.

Die größere Anzahl an gemeldeten Vorfällen dürfte dabei aber auch an der gestiegenen Bekanntheit unseres Projektes liegen. Immer mehr Menschen melden Vorfälle und Aktivitäten und tragen damit zu einem größer werdenden Hellfeld bei. Wir sind für die Dokumentation auf Berichte oder Hinweise angewiesen. Nur ein Bruchteil der realen Vorfälle wird in unserer Chronik erfasst. Die Dunkelziffer an nicht aufgeführten und ausgewerteten Aktivitäten ist um ein Vielfaches größer. Wir hoffen, diese Dunkelziffer in den nächsten Jahren weiter senken zu können und sind dankbar über jeden gemeldeten Vorfall, den wir gerne in unsere Dokumentation aufnehmen. Gerade marginalisierte Personen und Personengruppen sowie Personen, welche maßgeblich von den verschiedenen Diskriminierungsformen betroffen sind, werden in unserer Chronik unzureichend repräsentiert. Zudem gibt es auch geographisch deutliche Unterschiede im Verhältnis von Hell- zu Dunkelfeld.

Wir haben uns bewusst dazu entschieden, alle verschwörungsmythologischen Versammlungen und Aktionen mit in unsere Chronik aufzunehmen. Uns ist bewusst, dass das dortige Personenpotential sehr heterogen aufgestellt ist. Nicht jede Person, die eine solche Veranstaltung besucht, hat ein gefestigtes extrem rechtes Weltbild oder kann auf eine Historie in einer solchen Gruppe zurückgreifen. Trotzdem vertreten führende Personen dieser Bewegung antisemitische Einstellungen, es werden extrem rechte Personen und Organisationen toleriert und die grundlegenden Erklärungsmuster basieren auf antisemitischen Erzählungen und Stereotypen. Wer also eine solche Veranstaltung besucht, nimmt an einer extrem rechten Aktion teil und unterstützt und legitimiert diese mindestens durch die Anwesenheit. Zudem ist eine deutliche Radikalisierung dieses Spektrums zu beobachten. Der Antisemitismus wird dabei immer offener zur Schau gestellt und artikuliert. Die explizite Gefahr, die von Personen dieser Veranstaltung ausgeht, wächst ebenfalls weiterhin an. Pressevertreter*innen werden regelmäßig an ihrer Arbeit gehindert und angegriffen, zudem folgen auf die verbale Radikalität in den unzähligen Foren und Telegram-Kanälen auch immer häufiger direkte Attacken gegen vermeintliche Feindbilder und deren Institutionen.

Im Folgenden beschreiben exemplarische Aktivitäten die Situation in den einzelnen Monaten und geben einen Überblick über die jeweiligen Entwicklungen und besonders prägnante
Ereignisse. Die in diesem Lagebild aufgeführten Beispiele stehen dabei nur exemplarisch für eine Vielzahl an Aktionen. Die Informationen zu jedem Vorfall liegen uns dabei intern vor und wurden von uns verifiziert.

Am Ende unseres Lagebildes gehen wir zudem auf allgemeine Entwicklungen und Strategien der extremen Rechten ein, welche im Jahr 2021 in Hannover und der Region zu beobachten waren. Zudem setzen wir einige Schlaglichter auf einzelne Entwicklungen oder besondere Recherchen, welche wir im vergangenen Jahr veröffentlicht haben.

Wir möchten uns an dieser Stelle auch bei all den Menschen bedanken, welche uns rechte Vorfälle gemeldet haben und uns über extrem rechte Aktivitäten informiert haben, bei den (freien) Journalist*innen, welche von den extrem rechten Aufmärschen und Veranstaltungen berichten und immer wieder Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt sind. Nur durch ihre Berichte und Fotos ist ein umfassendes Monitoring solcher Veranstaltungen möglich. Und bei all den Menschen, die aktiv an der Realisierung und Veröffentlichung dieses Lagebildes beigetragen haben.
Unsere Solidarität haben all die Menschen, welche betroffen sind von Angriffen, Bedrohungen und Diskriminierung sowie der aktiven, antifaschistischen Zivilgesellschaft, welche sich diesen vielfältigen Formen der Diskriminierung entgegenstellt, aufklärt und empowert.

Recherchenetzwerk Hannover,
Januar 2022